Die Saga von Erik Sigurdsson III,
Der Krieg der Könige

3. Von einer Sklavenbefreiung


Es war zur Mittagszeit, die Sonne brannte heiß, als Jarl Erik Sigurdsson seine Krieger sammelte, um nach Hlidbeki zu marschieren. Zehn Männer wollte er als Wachen im Lager zurücklassen, mehr nicht. Der größte Teil seiner Mannschaft, sollte ihm folgen.
Er plante keinen Angriff auf die Siedlung, aber um seinen Schwurbruder aus der Sklaverei zu befreien, war er auch bereit Gewalt anzuwenden. Doch zuerst einmal, musste er den Isländer finden und er war überzeugt davon, dass Leif noch lebte. Der Stadtherse von Hlidbeki, von dem Erik nun schon soviel gehört hatte, wusste sicher, wo der Isländer zu finden war.
Kaum hatten sich die Nordmänner zum Aufbruch gerüstet, da ertönte plötzlich das Signalhorn eines der Wächter, die Erik um die Lichtung verteilt hatte, auf der das Lager errichtet war. Kurz darauf erreichte eine Gruppe berittener Soldaten das Wik der Norweger.
Der Anführer der zehn Lanzenreiter, schwang sich aus dem Sattel und seine Augen schweiften kurz suchend über die Gesichter der Nordmänner.
"Wer ist euer Anführer?" fragte er wenig freundlich.
"Wer bist du?" fragte nun Ullrik der Sachse barsch. Der Anführer, ein junger Bursche der in feinste Stoffe gekleidet, sicherlich ein Edeling war, wich einen Schritt zurück.
Seine zehn Berittenen, waren nicht der beste Schutz, denn mehr als dreißig, grimmig dreinschauende Wikinger standen ihnen gegenüber.
"Wir sind Krieger des Stadthersen von Hlidbeki", sagte er und fühlte sich plötzlich, gar nicht mehr Wohl in seiner Haut. Er räusperte sich und ihm war, als stecke ein dicker Kloß in seinem Hals.
"Wir sind auf der Suche nach vier Straßenräubern", sagte er etwas verlegen, denn alle Augen der Nordmänner, waren auf ihn gerichtet und er hatte das beklemmende Gefühl, würde er seine Worte nicht sorgsam wählen, so hätte sein letztes Stündlein geschlagen.
Jarl Erik trat vor den jungen Kerl. "Ich bin der Anführer dieser Männer", sagte er mit finsterem Blick. "Was willst du von uns? Wir sind reisende Kaufleute", log er frech, denn sein Gefolge sah keineswegs nach friedlichen Handelsfahrern aus.
Der Edeling beschrieb das Aussehen der Wegelagerer, darunter auch den Alten, dem die rechte Hand fehlte. Er berichtete von der eisenbeschlagenen Ledermanschette, deren schmerzhafte Wirkung, er zu spüren bekommen hatte.
Unbemerkt von dem jungen Edelmann, wechselten die Nordmänner erstaunte Blicke. Nun ergriff wieder Ullrik das Wort.
"Keiner dieser Männer ist uns begegnet. Wir können dir nicht helfen!" sprach er ruhig, aber bestimmt.
Der Edeling nickte dankend, stieg auf sein Pferd und verließ, ohne ein weiteres Wort zu verlieren, gefolgt von seinen Soldaten, das Lager der Nordmänner.

Es waren acht Augenpaare, die aus dem Dickicht am Rande des Wikingerlagers beobachteten, wie die Häscher in schnellem ritt, das Lager verließen. Vier Männer saßen versteckt im dichten Buschwerk. Einer von ihnen, der Älteste, hatte Tränen in seinen Augen.
"Das ist Erik Sigurdsson", sagte er mit dunkler, leiser Stimme in nordischer Sprache. Die drei Sachsen sahen sich fragend an. Plötzlich sprang der alte Isländer auf und brach durch das Dickicht. Einige Wikinger erschraken, beim unerwarteten Anblick des dicken Olf und zogen ihre Schwerter. Doch der rothaarige Orm erkannte den Isländer sofort. Mit großer Freude lief er auf den, längst für Tot gehaltenen Krieger zu. "Olf, du alter Sack", rief er grinsend.
"Du junger Dachs, willst wohl Prügel?" kam die prompte Antwort des alten Wikingers und er hob drohend die eiserne Keule. Dann fielen sich die früheren Gefährten in die Arme. Sofort umringten die Männer den Isländer, um ihn freudig zu begrüßen.
Als letzter trat Ivar neben seinen Landsmann. "Es ist eine große Freude, dich lebend wieder zusehen, Olf", sagte er mit fast feierlicher Stimme, als hielte er eine Predigt. "Der Herr Jesus Christus, hat seine Hände wohl schützend über dich gehalten!" Olf wollte etwas erwidern, doch da traten seine drei sächsischen Gefährten aus dem Unterholz.
Jarl Erik sah den Dicken grinsend an. "Ich hörte vor nicht allzu langer Zeit, von vier Wegelagerern, derer ein Edeling aus Hlidbeki habhaft werden will!"
Ullrik trat vor die drei Sachsen und begrüßte diese, in seiner Muttersprache. Und auch Jarl Erik hieß die Männer in seinem Lager willkommen. Nun war die Hoffnung groß, auch Leif lebend zu finden, denn von dem dicken Olf, hatte kaum einer geglaubt, ihn atmend wieder zu sehen.

Es war im Sommer des Jahres 1013 n. Chr., als der Dänenkönig Sveyn Gabelbart erneut mit einem großen Heer, die angelsächsische Stadt Londinium belagerte. Während sein Sohn Knut, der gerade einmal achtzehn Sommer zählte, mit einer zweiten Armee, durch die Ländereien König Ethelred II. zog. In diesem Sommer, suchte der mächtige König der Dänen die Entscheidung. Großzügige Geschenke, Drohungen oder die Gewalt der Waffen sorgten dafür, das viele Grafen bereit waren, den Dänen als König anzuerkennen. Andere dagegen, setzten sich verbissen zur Wehr und verloren dabei, nicht selten dabei den Kopf. So fiel eine Grafschaft nach der anderen, in die Hände der Nordmänner. Die Übermacht des Dänen war nun für Ethelred erdrückend. Und die Schatzkammern des Britanniers waren geleert. Denn die Grafen waren nicht mehr bereit, für ihren Lehnsherrn das Danegeld aufzubringen. Doch Londinium hielt noch bis zum Spätsommer stand.
Erst als Hunger und Krankheiten die Bevölkerung dahinzuraffen drohten, ergab sich die große Stadt in sein Schicksal. König Ethelred und sein Sohn Edmund Ironside, flohen darauf hin, in das Frankenreich.
Sveyn Gabelbart der König der Dänen, hatte die Insel der Angelsachsen endlich erobert und auf einem Thing, das er in Londinium abhielt, ließ er sich von den Grafen des Landes huldigen. So wurde er zum König, über das Reich der Britannier ausgerufen.

Unter strahlend, blauem Spätsommerhimmel, saßen die Krieger in ihrem Lager. Die Männer klopften dem dicken Olf auf die Schulter. Viele kannten den Isländer von früheren Fahrten und waren froh gewesen, den alten Haudegen lebend wieder zu sehen. Und auch bei den drei Sachsen, sparten sie nicht mit Lob. Die sächsischen Räuber nickten freundlich, obwohl sie kaum ein Wort verstanden, von dem was die Wikinger sprachen. Doch das ein oder andere, übersetzte Ullrik in ihre Muttersprache.
Der Duft gebratener Kaninchen, die über den Feuern brieten, zog durch das Lager und ein großes Fass Bier wurde herbeigerollt. Immer wieder fragte Erik den dicken Olf nach der unglückseligen Schlacht, in der so viele Freunde den Tod gefunden hatten.
Ranulf, Volkmar und der lange Blonde, hörten den Worten des Isländers aufmerksam zu. Und sie sahen, dass der Dicke sich verändert hatte.
Dass der Einhändige ein harter Knochen war, hatten sie in dem vergangenen Jahr, das er mit ihnen verbrachte, natürlich bemerkt. Aber er war für sie nur der Alte gewesen, den sie aus der Weser gefischt hatten. Nun unter seinesgleichen, erkannten sie in ihm den Wikinger, der bei seinen Leuten in hohem Ansehen stand. Einen Krieger, der schon so manches Leben in eine andere Welt befördert hatte.
Immer wieder fiel bei dem Gespräch der Name Leif, soviel verstand Ranulf. Plötzlich sprang er auf und schlug sich mit der flachen Hand vor die Stirn. "Bei Irminsul ", rief er laut. Die Männer wurden aufmerksam. "Wie ist dir?" fragte Jarl Erik in gebrochenem Deutsch.
"Das habe ich ganz vergessen", sprach Ranulf. "Die Flucht aus Hlidbeki. Da vergaß ich es!" Er setzte sich neben den Jarl, von dem er ja wusste, dass er seine Sprache verstand.
"Der Lange und ich zogen durch die Kaschemmen in Hlideki", begann er zu erzählen.
"Ja, richtig!" fiel ihm sein blonder Gefährte mit der hohen Stirn, ins Wort. "Ein besoffener Bauer, berichtete mir von einem Sklaven mit weißem Haar."
"Das ist Leif!" rief Ullrik, doch ein strenger Blick des Jarls, hieß in zu Schweigen.
"Sprich weiter", forderte er von dem Langen.
"Er sprach von einem Hof vor den Toren Hlidbekis. Eine grässliche, fette Bäuerin ist dort zuhause." Der Lange musste lachen, bekam aber von Ranulf den Ellenbogen in die Rippen, so dass er weiter erzählte. "Auf diesem Hof, soll ein Sklave leben, auf den die Beschreibung eures Gefährten passen könnte!"
Jarl Erik erhob sich und klopfte, dem vor sich sitzenden blonden Sachsen auf die Schulter.
"Das ist eine gute Nachricht!" freute sich der Anführer der Nordmänner.
Am nächsten Morgen begaben sich der Jarl, sein Steuermann Orm und die beiden Sachsen Ullrik und Ranulf auf den Weg nach Hlidbeki.
Erik Sigurdsson wollte kein Aufsehen erregen. Er hatte die Absicht, den Freund und Schwurbruder aus der Sklaverei freizukaufen, denn einen Waffengang mit den hiesigen Herrschern wollte er vermeiden.
An Leifs Raubfahrt hatte er ja gesehen, dass mit den sächsischen Landgrafen nicht gut Kirschen essen war.

Die Sonne stand hoch im Zenit und der Schweiß lief den Männern von der Stirn, als sie einen Hof erreichten, der nicht weit von der Handelsstraße gelegen war.
Doch das Gehöft war verwaist. Keine Menschenseele war zu sehen. Dennoch, weit konnten die Bewohner nicht sein, denn als Ranulf in das Haus des Bauern trat, glimmte in der Feuerstelle noch die Glut. "Keiner im Haus", rief Ranulf als er wieder aus dem Gebäude heraustrat.
"Wir werden warten!" entschied Jarl Erik und setzte sich auf eine grob gezimmerte Bank, die neben dem Haupthaus stand. Orm wandte sich ab und trat an den Brunnen, der inmitten des Hofes stand. Er nahm den Eimer vom Rand und versenkte diesen, in dem kühlen Nass. Als er den Kübel wieder heraufgezogen hatte, setzte er ihn an den Mund und trank hastig, dann schüttete er sich, den restliche Inhalt über den Kopf. Nachdem er den Eimer erneut im Brunnen versenkt hatte, brachte er den gefüllten Kübel seinem Jarl. Auch dieser schüttete sich das erfrischende Wasser, über das schwitzende Haupt.
"Und wenn dies der falsche Hof ist?" fragte der Rothaarige und nahm neben seinem Waffenbruder platz. Jarl Erik zog die Schultern hoch. "Dann suchen wir halt den Nächsten!"

Währenddessen hatten die beiden Sachsen damit begonnen, sich auf dem Hof umzusehen. Es war ihre Räuberseele, die sie dazu trieb, nach Brauchbarem zu suchen. In einem Nebengebäude, das sie Anfangs für einen Stall gehalten hatten, fand Ullrik ein Schlaflager. Einige Strohballen lagen nebeneinander. Darauf lagen, eine wollene Decke und ein Kirtel. Er nahm das Kleidungsstück auf und betrachtete es genau. "Zweifelsohne von nordischer Machart", befand er. "Ich glaube hier sind wir richtig!" Ullrik verließ den Stall und begab sich zu seinen Gefährten. Mit einem breiten Grinsen auf dem Gesicht, warf er dem Jarl den Kirtel zu.
Auch Erik betrachtete die wollene Jacke und konnte seine Freude kaum verbergen. Dies war der Kirtel, den der Isländer Leif, schon seit vielen Sommern trug. Da war sich der Jarl sicher. Und das Kleidungsstück war ein untrügliches Zeichen dafür, dass Leif Guthrumsson noch unter den Lebenden weilte. Welcher Gott es auch war, er schien es gut zu meinen, mit den Suchenden.
Lange mussten die vier Männer warten. Hatten sich gelangweilt und verspürten Hunger, das ihre Mägen zu Knurren begannen. Nun senkte sich die Sonne dem Horizont entgegen und endlich erschien auf dem Weg, der zu dem Hof führte, ein Wagen. Von einem klapprigen Pferd gezogen und mit frisch geschnittenem Gras beladen, rollte er auf das Gehöft zu. Und es dauerte eine geraume Zeit, bis der Wagen und seine Begleiter, endlich den Hof erreichten.
Sieben Personen gingen neben dem Gefährt. Fünf Männer und zwei Frauen. Diese staunten nicht schlecht, als sie die vier Fremden bemerkten. Mit strengen Blicken, musterten sie den Jarl und seine Gefährten.
Da trat Ullrik der Sachse den Bauern entgegen. "Wer von euch ist der Herr dieses Hofes?" fragte er freundlich.
Ein großer, kräftiger Mann trat vor den Sachsen. Doch ehe er etwas sagen konnte, begann die ältere der beiden Frauen, ein dralles Weib mit braunem, verfilztem Haar, zu keifen.
"Was wollt ihr hier?" rief sie. "Für Gesindel gibt es hier nichts zu holen! Also verschwindet!" Dann wandte sie sich dem anderen Weib zu. Einer jungen Frau, die dem Mädchenalter, noch nicht lange entwachsen war. "Steh hier nicht rum, dumme Gans! Geh ins Haus und mach Feuer!" Die junge Magd verschwand, wie ihr befohlen, eilig im Haus. Nun traten auch die anderen Männer aus dem Schatten des großen Heuwagens. Drei von ihnen, waren kräftige, junge Burschen. Vom Aussehen her, sicherlich Brüder und die Söhne des Bauern.
Der vierte Mann, war schon Älter. Sein nackter Oberkörper glänzte vom Schweiß, der in Bächen an ihm herunter lief. Das raue, doch fein geschnittene Gesicht, zierte ein weißblonder Bart und sein eben so helles Haar, war kurz geschoren, wie es bei Sklaven üblich war. Als wären sie Geistererscheinungen, sah er die vier Männer an, die auf den Hof gekommen waren. Seine Augen füllten sich mit Tränen. Tränen der Freude.
Doch plötzlich bekam er einen heftigen Tritt. "Los spann das Pferd aus!" befahl einer der jungen Kerle barsch.
Da schnellte Jarl Erik vor, riss den Burschen an der Schulter herum und versetzte ihm einen Hieb, dass dieser in hohem Bogen zu Boden fiel. Sofort wollten sich die beiden anderen Bauernsöhne auf den Jarl stürzen. Doch sie hielten inne, als sie auf die gezogenen Klingen der Fremden starrten.
"Du kläglicher Bauernwurm! Wage es nicht noch einmal, meinen Schwurbruder zu misshandeln", drohte der Jarl in nordischer Sprache. Der Bauer sah den Krieger fragend an, denn er verstand kein Wort.
"Mein Jarl will damit sagen", sprach Ullrik frech grinsend. "Solltest du den Mann noch einmal schlagen, könnte dies dein schnelles Ende bedeuten!"
Der Anführer der Fremden sah die Bauern herausfordernd an und zeigte, mit dem Finger auf jeden von ihnen. Erik war äußerst erbost, bei der Vorstellung, welche Schmach Leif in dem letzten Jahr, hatte erleiden müssen.
Da begann das Weib wieder zu keifen. Doch dieses Mal, fuhr ihr der Bauer über das Maul. "Schweig Weib! Oder willst du, das diese Männer uns mit ihren Schwertern in Stücke schlagen!" Er hatte längst begriffen, dass diese Krieger Gefährten seines Sklaven waren und sie sich in größter Gefahr befanden.
"Mein Jarl ist bereit, dir den Sklaven abzukaufen", sagte Ullrik ruhig. "Er wird dir einen guten Preis zahlen, damit du keinen Nachteil hast. Sagen wir, das doppelte der Kaufsumme, die du zahltest. So hast du keinen Nachteil!"
"Hörst du Weib. Das Doppelte will er zahlen", sprach der Bauer zu seinem Weib, das sich beleidigt abgewandt hatte.
"Das doppelte, für einen alten Sklaven!"
"Das ist doch ein gutes Geschäft", versuchte der Bauer dem herrischen Weib den Handel schmackhaft zu machen. Doch die Bäuerin blieb stur. "Nein sage ich", rief sie aufbrausend. "Lieber schlage ich den Taugenichts mit eigenen Händen tot, ehe ich ihn diesen Kerlen überlasse!"
Da traten, mit Heuforken in den Händen, die drei Söhne neben den Bauern.
"Ihr habt meine Mutter gehört! Also verschwindet!" befahl der Älteste.
In diesem Moment, blitzte die blank polierte Klinge eines Schwertes in der Sonne und der älteste Bauernsohn fiel, gefällt wie ein Baum, blutend in den Staub.
Ranulf der Wegelagerer, hatte den Burschen ohne zu zögern, mit einem kräftigen Hieb niedergestreckt. Das Weib schrie auf und die Männer sahen erschrocken und entsetzt, auf den sterbenden zu ihren Füßen. Doch der Schreck währte nur kurz. Nun hoben die beiden anderen Söhne des Bauern ihre Forken und stachen nach dem Sachsen.
Sofort sprang Ullrik dem Straßenräuber zur Seite. Und auch Erik, riss sein Schwert Kehlenbeißer, aus dem Wehrgehäng. Wutentbrannt stieß er dem bulligen Bauern, die scharfe Klinge in den Bauch, so dass dieser auf der Stelle starb.
Die beiden Bauernburschen, hatten den geübten Kriegern wenig entgegen zu setzten. Schnell waren die hölzernen Forken, von den scharfen Schwertern zerschlagen, ehe Knochen barsten, Schreie über den Hof hallten und Blut in den Sand sickerte. In einem kurzen Augenblick, war die Bauernfamilie der Wut der Wikinger zum Opfer gefallen. Nur das Weib stand noch auf den Füßen. Schreiend und stocksteif sah sie ihren Mann und die Söhne sterben. Plötzlich wandte sie sich um und suchte ihr Heil in der Flucht.
Da trat Leif Guthrumsson neben einen seiner toten Peiniger, hob die Forke des ältesten Bauernsohnes auf und zielsicher, wie ein Speer, fand der Dreizack sein Opfer.
Tödlich getroffen sank das grässliche Weib in den Staub. Verächtlich spuckte der Isländer auf den Boden. Dann wandte er sich den Freunden zu.

Voller Wiedersehensfreude und glücklich der Sklaverei entronnen zu sein, umarmte er seinen Schwurbruder Erik.
"Ich habe schon geglaubt, hier den Rest meiner Tage fristen zu müssen", sprach er tief bewegt und mit Tränen in den Augen. Jarl Erik fand einen Moment keine Worte und musste kräftig schlucken. Da trat Orm hinzu und auch er umarmte den Isländer herzlich. So wie es auch Ullrik tat. Plötzlich unterbrach die Stimme, des zweiten Sachsen die Begrüßung der Männer.
"Ich will eure Freude nicht trüben, aber wir sollten diesen Ort verlassen", sprach Ranulf, während er die Klinge seines Saxes an der Kleidung eines Toten reinigte, um es dann in sein Wehrgehäng gleiten zu lassen.
"Der Sachse hat recht, verschwinden wir von hier", stimmte Erik den Worten Ranulfs zu.
Da trat Leif neben den Leichnam des bulligen Bauern. Er kniete nieder und schloss dem Toten, die starr in den Himmel blickenden Augen. "Möge der Herr Christus dir deine guten Taten vergelten. Die Sklaverei ist nun beendet. Für uns beide!" Der Isländer bekreuzigte sich und stand auf.
Fragend sahen sich die Nordmänner an, doch keiner richtete das Wort an Leif. Dann verließen sie den Hof und machten sich auf den Weg in ihr Lager.

Leise knarrend, öffnete sich die Tür der Hütte. Langsam trat die junge Magd auf den Hof. Ihr Körper zitterte und Tränen liefen über ihr junges Gesicht.



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